Aachener Innenstadt in den Kriegsjahren um 1942

Innenstadt von Aachen im Kriegsjahr 1942
Bislang ungeklärte Perspektive in der Aachener Innenstadt im Kriegsjahr 1942

Dieses Foto stammt nachweislich aus Aachen. Der Standort des Fotografen ist bis zur Stunde ungeklärt. Das Foto wurde erstmals am 5. März 1942 im Dritten Reich publiziert. Es zeigt Zerstörungen nach den Bombardements der britischen RAF in einer Straße „in the Business Quarter of Aachen“. Eine Bildkopie gelangte zunächst als Bildtelegramm nach London und später nach New York.

Erste Mutmaßungen sprechen vom Kapuzinergraben als möglichen Aufnahmeort. Dieser Idee kann ich mich noch nicht anschließen. Wer kann mit Hinweisen aushelfen?

Auffällig sind die zugemauerten Torbögen linker Hand der Gasse im vorderen Bereich. Ihr Baustil deutet auf einen kirchlichen Ursprung hin.

Noch vor den letzten Aachener Kriegstagen erlebt die ehemalige Kaiserstadt eine verheerende Zerstörung. Kampfkommandant Oberstleutnant Leyherr schlug am 10. Oktober 1944 das 24-Stunden-Ultimatum der 1. US-Infanterie-Division aus: „Sofortige ehrenvolle Übergabe oder völlige Zerstörung!“ „Gröfaz“ (der größte Feldherr aller Zeiten) hatte persönlich angeordnet, Aachen solle verteidigt werden, koste es, was es wolle.

Folgende Passage wurde historisch inzwischen weitgehend widerlegt (siehe nachfolgende Anmerkungen von Peter M. Quadflieg am Artikelende).

Zuvor hatte General Gerhard Graf von Schwerin, Kommandeur der 116. Panzerdivision (Windhunde) die Zwangsevakuierung von rund 25.000 Aachener Bürgern hinausgezögert und damit seine Absetzung und ein Verfahren vor einem Kriegsgericht heraufbeschworen. Auch hatte er dem amerikanischen Kommandanten einen geheimen Brief geschickt, der Aachen als Kriegsstätte verschonen sollte. Dieser Brief wurde vom Nazi-Regime jedoch abgefangen.

Nach einer abenteuerlichen Hetzjagd durch SS-Eliten wird er später vom Vorwurf der „Sabotage eines Führerbefehls“ freigesprochen und sechs Monate später sogar zum Oberbefehlshaber aller Panzerdivisionen ernannt.

Gegen Mittag des 11. Oktober 1944 ist das Ultimatum abgelaufen.

In der Folge werden 62 Tonnen Flugbomben über Aachen abgeworfen. Nur vereinzelt leisten Flug-Abwehr-Kanonen zu diesem Zeitpunkt noch Widerstand. Gleichzeitig beginnen zwölf amerikanische Artillerieeinheiten mit dem gnadenlosen Beschuss Aachens. Rund 5.000 Geschosse (insgesamt zirka 169 Tonnen schwer) gehen auf das geschundene Aachen nieder.

Unbekannt ist, wieviel an historischer Bausubstanz durch die Verweigerung der vorzeitigen Kapitulation in Aachen verloren ging.

26. US-Infanterie Regiment - Aachener Stadtgeschichte
US-Lageplan der Einnahme Aachens in der Zeit zwischen dem 8. und 20. Oktober 1944

Nachtrag:

Dankenswerterweise hat Herr Peter M. Quadflieg einige der obenstehenden Passagen mit Korrekturen versehen, die in wissenschaftlicher Opposition zu Informationen der Buchveröffentlichung von Wolfgang Tress „Die Amis sind da!“ stehen (erschienen 1977).

Herr Quadflieg ist Doktorand am Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts- und Sozialgeschichte der RWTH Aachen und neben Christoph Rass und René Rohrkamp Autor eines Gutachtens der Stadt Aachen mit dem Titel „Gerhard Graf von Schwerin und das Kriegsende in Aachen“ (erschienen 2007).

Wolfgang Trees ist u. a. bekannt als Autor des Buchs „Schmuggler, Zöllner und die Kaffeepanzer: Die wilden Nachkriegsjahre an der deutschen Westgrenze“ (erschienen 2002).

Peter M. Quadflieg schreibt:

„Diese Passage enthält eine Reihe von historischen Fehlern und widerspricht auch in vielen Bereichen dem Eintrag „Kriegsende in Aachen“ (zur Zeit auf der Home-Seite). So hat es ein „Verfahren vor einem Kriegsgericht“ nicht gegeben. Graf von Schwerin wurde lediglich in die „Führerreserve“ versetzt, eine Voruntersuchung durch das Reichskriegsgericht wurde bereits vor der Verfahrenseröffnung eingestellt.

Auch kann nicht von einem „Brief“ gesprochen werden, der „abgefangen“ wurde. Vielmehr handelte es sich um eine Nachricht, die nicht aktiv überbracht sondern zurückgelassen wurde, es gab also keine aktive Übergabehandlung.

Auch sprechen Sie von „einer abenteuerlichen Hetzjagd durch SS-Eliten“ – die der Phantasie der Veteranen in der Nachkriegszeit entsprungen ist. Fakt ist, dass Graf von Schwerin seine Meldung bei seinem vorgesetzten Offizier um einige Tage verzögerte.

Zu guter Letzt wurde Graf von Schwerin nie „Oberbefehlshaber aller Panzerdivisionen“ (eine solche Stellung gab es in der Wehrmacht nicht) sondern Kommandierender General des LXXVI. Panzerkorps in Italien.“

Foto: Privatarchiv Jorg Mühlenberg (publiziert in NSDAP-Magazin, danach Wirefoto via London und New York)

Lageplan: 26. US.-Infanterie Regiment

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