
Auf dem ersten Blick hat sich am Aachener Münsterplatz nicht viel verändert. Gut zu erkennen ist die vom Stadtbaumeister Friedrich Ark geschaffene Mariensäule (an der einst Vogelhändler Körbe befestigten). Rückwärtig befindet sich St. Foillan. Zur Linken macht man heute den mächtigen Bau der „Sparkasse Aachen“ aus, der den Klosterbau des Elisabeth-Spitals bereits vor dem ersten Weltkrieg ersetzte.
Die links angrenzende Schmiedstraße beherbergte vormals das ortsansässige Goldschmiedehandwerk. Der Münsterplatz wurde als „großer Kirchhof“ bis zur französischen Belagerungszeit als innerstädtischer Friedhof genutzt.
Interessierten sei ein Blick in die „Hans-von-Reutlingen-Gasse“ empfohlen. Die Mini-Gasse ist nach dem bedeutendsten deutschen Goldschmied des Mittelalters benannt. Er lebte zwischen 1465 und 1547.
Die Gasse ist ein Kuriosum, da die Kopfbauten (d. h. die heute noch vorhandenen Häuser in Richtung Münsterplatz) nach dem Willen der Domverwaltung ursprünglich abgerissen werden sollten, um den „ungestörten Blick“ auf den Dom aus der Kleinmarschierstraße zu gewährleisten.
Somit entschied sich der Eigentümer des vermeintlich neuen Kopfbaus zu einer prächtigen Ausstaffierung der Hausfassade im barocken Stil.
Später revidierte der Stadtrat die Abriss-Entscheidung. Auf Grund dessen sind uns sowohl die historisch wertvollen Häuser am Münsterplatz (in der Bildmitte zu sehen) bis zum heutigen Tag erhalten geblieben, als auch die exorbitant ausgeschmückte Stuckfassade an der nord-westlichen Hausseite der Hans-von-Reutlingen-Gasse.
Foto: Privatarchiv Horst Koch