
Die Aufnahme sorgt auf den ersten Blick für Verwirrung. Beide Granitbänke befinden sich nach wie vor auf dem Marktplatz. Das Kaufhaus von Leonard Tietz (1906 errichtet) ist seit 1965 verschwunden.
Ohne Not wurden der (im Krieg wenig beschädigte) Prunkbau sowie die Bürgerhäuser in Richtung Großkölnstraße abgerissen. Heute herrscht über den Abriss allgemeines Kopfschütteln.
Sicherlich wurden die Neubaupläne seinerzeit von zahlreichen Bürgerprotesten begleitet, zumal der repräsentative Warenhausbau einem charakterlosen Betonblock weichen musste.

Das Presseamt des Oberstadtdirektors pries 1969 den Neubau des Karlshof-Komplexes in höchsten Tönen.
„Der Karlshof hat den Marktplatz zu weiterem neuen Leben verholfen, das dürfte jetzt schon feststehen. Das war auch das Ziel dreier Bauherren gewesen, die einen Gebäudekomplex schufen, der in seiner Vielseitigkeit seinesgleichen sucht.

Die Stadt Aachen, die Allgemeine Ortskrankenkasse für den Stadtkreis Aachen sowie die Vorsorge-Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft entschlossen sich zu diesem (mit einem umgebauten Raum von rund 92.000 Kubikmetern und einem Baukostenaufwand von rund 16,5 Millionen Mark) bedeutenden Bauvorhaben, da nach der Übersiedlung des „Kaufhof“ in die Adalbertstraße seinerzeit das Leben im Marktviertel merklich stiller geworden war.

Zudem wirkte die tote Fassade des alten, verlassenden Kaufhofs bedrückend. Sie war hier, am Brennpunkt des Fremdenverkehrs, alles andere als eine „Empfehlung“ für die Stadt Aachen! Die Visitenkarte hatte einen hässlichen Fleck.
Dieser Makel mußte nicht nur beseitigt werden: an der gleichen Stelle sollte ein Gebäude entstehen, das sich stilistisch den, leider nicht mehr zahlreichen, alten Bürgerhäusern am Markt – darunter die neben dem Neubau gelegene Karls-Apotheke – anzupassen und dennoch neue Akzente zu setzen hatte.“
Farbfoto: Privatarchiv Herr Steinbach, Aachen
Farbfoto: Jorg Mühlenberg
Foto: Privatarchiv Barbara Winkler, Aachen
s/w-Foto: Unbekannter Herkunft – Internet-Fund